Neuerungen bei der Psychotherapie nach Arbeitsunfällen

In Deutschland existiert ein duales Versorgungssystem der Versicherung. Nach Arbeitsunfällen, also Unfällen, die in der Arbeit oder auf dem Weg von bzw. zu ihr geschehen, greift die Versicherung der Deutschen gesetzlichen Unfallversicherer (DGUV), das sind Berufsgenossenschaften und Unfallversicherungen der Kommunen, Länder und des Bundes, je nach Arbeitgeber.

Als Selbständiger ist es möglich, sich freiwillig berufsgenossenschaftlich zu versichern. Für unsere Profession ist die Berufsgenossenschaft für Gesundheit und Wohlfahrtspflege zuständig. Für die DGUV gelten eigene Regeln der Versicherung. Versicherte der DGUV haben als Patienten ganz eigene Chancen der  Behandlung: ein sogenanntes "gesteuertes Heilverfahren" soll dafür sorgen, dass zeitnahe und bestmögliche medizinische, "konservative" (Physio-, Ergo- u.ä. Therapien) und psychologische, hier besonders psychotraumatologische  Behandlung gewährleistet wird und eine berufliche Wiedereingliederung durch das sogenannte Rehamanagement begleitet und gefördert wird. Die besondere Anforderung an den Therapeuten besteht darin, eine ausschließlich auf die Traumafolgen fokussierte, möglich zeitnah zu beginnende und effiziente Therapie anzubieten.

Die DGUV (Deutsche gesetzliche Unfallversicherung) hat beschlossen, in allen 6 Landesverbänden für eine Verbesserung in der Versorgung der Versicherten nach einem Arbeitsunfall mit einer psychischen Traumafolge zu sorgen. In einigen Bundesländern galt bislang das "Modellverfahren zur Einbindung von ärztlichen und psychologischen Psychotherapeuten in das berufsgenossenschaftliche Heilverfahren bei psychischen Gesundheitsschäden", das nun vom "Psychotherapeutenverfahren" abgelöst wird. Die DGUV hat Anforderungen an die Psychotherapeuten erarbeitet, die bei den jeweiligen Landesverbänden angefragt werden können. Für den Landesverband Nordost (Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern) sind beispielsweise die wichtigsten Anforderungen:

  • die Approbation (nicht: Kassenzulassung/Kassensitz!)
  • Fortbildung in leitliniengerechter Diagnostik und Behandlung von typischen Störungen nach Arbeitsunfällen, einschließlich PTBS über 120 Stunden (Psychotraumatologie, das DeGPT-Curriculum oder eine Ausbildung in der EMDR-Methode werden vollständig angerechnet).
  • Nachweis über 6 supervidierte Behandlungsfälle und 6 weitere Behandlungsfälle mit mindestens 5 Sitzungen von traumatisierten Patienten in den letzten 2 Jahren (Bescheinigung eines zertifizierten EMDR-Supervisors).

Zusätzlich wird die Teilnahme an einer Einführungsveranstaltung der DGUV und perspektivisch an einer jährlichen Fortbildung der DGUV zu den Besonderheiten der berufsgenossenschaftlich gesteuerten Psychotherapie gefordert.

Ferner bestehen vergleichbare Pflichten wie im GKV-Verfahren (zu Räumlicher Ausstattung, Qualitätssicherung, Archivierung u.a.).

Aus Sicht von EMDRIA Deutschland sind die Bemühungen der DGUV um eine Verbesserung der Therapie von traumatisierten Menschen nach einem Arbeitsunfall sehr zu begrüßen. Es handelt sich in der Mehrzahl um monotraumatisch betroffene Erwachsene bzw. Kinder und Jugendliche nach Schulunfällen, die z.B. einen Raubüberfall, einen Unfall an einer Arbeitsmaschine oder einen Verkehrsunfall erlitten haben. Das bedeutet, dass es um ein therapeutisches Feld geht, in dem sich EMDR seit über einem Jahrzehnt bewährt hat und bei Einleitung der Therapie zeitnah nach dem Arbeitsunfall auch äußerst rasch wirkt.

Die DGUV ist an weiteren Bewerbern für das Psychotherapeutenverfahren interessiert, ganz explizit wird eine Ausbildung in EMDR als besonders wünschenswert angesehen. EMDRIA Deutschland begrüßt diese positive Haltung. Wir bitten unsere interessierten Mitglieder, in Ihrem jeweiligen Landesverband der DGUV die jeweiligen Anforderungen und Ausschreibungsfristen zu erfragen! Ferner weisen wir darauf hin, dass sich am EMDRIA-Tag In Dresden am 03./04.05.13 erstmals eine Arbeitsgruppe zur Therapie mit berufsgenossenschaftlich versicherten Patienten, kurz SIG-BG treffen wird – Sie sind herzlich willkommen!

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